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Praxis

Standardprozeduren nach Zeckenstich


Zecken können mehrere Krankheitserreger übertragen. Etwa 15% der Zecken enthalten Borrelien, eine Bakterienart. Von hundert Zeckenstichen werden durchschnittlich vier Infektionen ausgelöst. Das Risiko, nach einem Zeckenstich eine Borrelioseinfektion zu bekommen, beträgt also 4%.
Etwa 0,5-2% der Zecken enthalten FSME-Viren. Auf 10 Millionen Einwohner werden pro Jahr etwa 150 Infektionen gemeldet (BaWü).
Die Erreger der Ehrlichiose, Rickettsien und Babesien kommen ebenfalls in Zecken vor, in Mitteleuropa sind allerdings noch keine Erkrankungsfälle beobachtet worden.

Entfernung der Zecke

80% der bei Menschen entfernten Zecken sind Nymphen, das mittlere Entwicklungsstadium der Zecken. Diese sind etwa 1,5 mm groß.     Borrelien liegen im Mitteldarm der Zecke, sie wandern erst etwa 12-24 Stunden nach Beginn des Blutsaugens in die Speicheldrüse der Zecken ein und werden über Speichelsekrete auf den Menschen übertragen. Wird die Zecke frühzeitig und fachgerecht (ohne Quetschen!) entfernt, ist das Erkrankungsrisiko minimal. Werden Pinzetten oder Zeckenzangen benutzt, wird die Zecke oft ausgequetscht und die Erreger in die Stichwunde übertragen. Daher niemals mit Zeckenzange entfernen! Besser ist ein Skalpell oder ein spitzes Messer. Die Zecke wird damit herausgehebelt.

 

 

Primäre Stichreaktion

Wie nach jedem Mückenstich, beobachtet man unmittelbar nach Zeckenstich oft eine kleine lokale Hautrötung. Alle Hautreaktionen, die vor dem siebten Tag nach Zeckenstich zu sehen sind, sind solche primären Stichreaktionen und keine Zeichen einer Infektion! Manchmal kommt es auch durch die Hautverletzung oder durch Kratzen zu lokalen kleinen Hautinfektionen wie sie auch bei anderen Hautverletzungen auftreten.

Die Wanderröte

Wird nach dem siebten Tag eine Rötung der Haut von mehr als 4cm Durchmesser an der Stichstelle  sichtbar, handelt es sich um eine Wanderröte, also eine Borrelieninfektion. Nun muss sofort antibiotisch behandelt werden, unabhängig davon, ob sich im Blut bereits Antikörper nachweisen lassen. Bei Erwachsenen wird mit Doxycyclin, bei Kindern mit Amoxicillin über jeweils 20 Tage behandelt. In etwa 10-20 % aller Fälle kann die Wanderröte fehlen und die Erkrankung beginnt etwa 10-14 Tage nach Zeckenstich mit grippeartigen Symptomen.

Wann wird eine Blutuntersuchung durchgeführt?
Unmittelbar nach Zeckenstich oder am Anfang einer Erkrankung ist eine Blutuntersuchung völlig sinnlos. Erst etwa sechs Wochen nach Zeckenstich oder zwei Wochen nach Auftreten von Krankheitssymptomen lassen sich im Blut Antikörper nachweisen. Wir kontrollieren also entweder 6 Wochen nach Zeckenstich oder drei Monate nach einer Therapie.    

Woran erkenne ich eine FSME?

Die FSME beginnt etwa 10 Tage nach Zeckenstich mit hohem Fieber und grippeartigen Symptomen. Das Fieber hält 4-5 Tage an, dann kommt es vorübergehend zur Besserung. Nach etwa 10 Tagen können dann Lähmungen und eine Hirnhautentzündung auftreten.

Wie kann ich mich vor FSME schützen?

Die FSME ist in Baden-Württemberg überall verbreitet, nicht nur, wie man früher glaubte, im Schwarzwald und Odenwald. Nur eine vorbeugende Impfung hilft, nach Zeckenstich ist es zu spät. Jeder, der sich schützen will, sollte sich also vorbeugend impfen lassen. Der heutige Impfstoff ist sehr gut verträglich, Nebenwirkungen wurden von uns noch nicht beobachtet. Geimpft werden kann jederzeit, nur nicht in den vier Wochen nach einem Zeckenstich.