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Praxis

Was ist von sogenannten alternativen Behandlungsmethoden zu halten?

 

Seit etwa 20 Jahren kursieren im Internet Texte mit Heilversprechungen, bei denen jegliche wissenschaftliche Basis fehlt. Begonnen hat dies mit J. Burrascano, der Mitte der 90er Jahre wilde Theorien zur Borreliose gepostet hat. Er hat eine Checkliste erfunden, anhand derer man angeblich eine Borreliose diagnostizieren kann. Inzwischen hat sich eine regelrechte Industrie entwickelt, die hauptsächlich davon lebt, verzweifelten Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Die Burrascano-Checkliste

Diese „Checkliste“ lässt sich leicht im Internet finden. Sie wurde immer wieder ergänzt und enthält etwa 40 einzelne Symptome, die zu einer Borreliose gehören sollen. Mehr als die Hälfte sind blanker Unsinn. So kann eine Borreliose weder eine Gewichtszunahme noch einen Libidoverlust auslösen. Auch Wutausbrüche kann man den Zecken nicht in die Schuhe schieben. Die ganze Liste ist ein Sammelsurium von Beschwerden, die zum großen Teil eben nicht zu einer Borreliose passen.
Wenn man sich die Liste näher anschaut, kommt man zu dem Schluss, dass auch jeder Mensch, der an einer Depression leidet, die Symptome überwiegend bejahen wird.

 
Ritchie Shoemaker verspricht Heilung in 72 Stunden

Shoemaker hat erst ein Buch zum Thema Fettleibigkeit geschrieben, dann hat er den Markt der Borreliose entdeckt. In seinem Buch „Desperation medicine“ behauptet er, man könne eine Borreliose mit einem Diabetesmittel und einem Wirkstoff, der Gallensäuren bindet, in kürzester Zeit heilen. Beides entbehrt jeder Grundlage, trotzdem hat er viele Nachahmer gefunden.

Kommentar:
Die angeblichen Neurotoxine in Borrelien gibt es nicht. Die Existenz derartiger Toxine ist eine Erfindung von Ritchie Shoemaker, zu keinem Zeitpunkt wurden jemals Beweise für die Existenz von Neurotoxinen gefunden. Was nicht vorhanden ist, kann man auch nicht beseitigen.


Heilung mit Kardenwurzelextrakt??

Kommentar:
Die wilde Karde ist völlig ungiftig. Sie enthält keinerlei Wirkstoffe, die Borrelien töten könnten. Man kann das leicht beweisen. Im Labor haben wir seit Jahren Borrelienkulturen, also lebende Borrelien in einer Nährflüssigkeit. Damit kann man zum Beispiel untersuchen, welche Antibiotika diese Borrelien abtöten. Schon vor dreißig Jahren hat man unter anderem am Pettenkofer-Institut München die Empfindlichkeit der Borrelien gegen gängige Antibiotika untersucht. Die Daten sind allgemein verfügbar.
Wir haben unseren Borrelienkulturen mal Kardenwurzelextrakt zugesetzt und nachgesehen, was passiert. Die Borrelien haben nur gelacht und fröhlich weitergelebt!
Übrigens: Antibiotika-resistente Borrelien gibt es nicht.

Therapie mit Biophotonen (pestizidfreies Sonnenlicht?)

Ein Fundstück aus dem Internet:

Therapie mit Biophotonen (pestizidfreies Sonnenlicht?)

Ein Fundstück aus dem Internet:

Kommentar:
Es ist unglaublich, was sich die Leute einreden lassen. Da bekommt man eine goldfarbene Kugel in die Hand und wird mit Stories über Biophotonen belabert. Wenn Sie sich in die Sonne setzen, haben Sie eine Menge Biophotonen! Mir ist nicht bekannt, dass Leute, die viel Sonne abbekommen, deshalb weniger an einer Borreliose leiden würden.
Das mentale Training (etwas mehr Gelassenheit) kann dagegen wirklich nicht schaden.

Fluconazol: Ein Pilzmittel gegen Borreliose?

In Würzburg hat ein Arzt eine Behandlung mit Fluconazol gegen Borreliose vorgeschlagen und führt diese auch regelmäßig durch.

Auch hier muss man einfach mal die seit langen Jahren verfügbaren Daten über die Empfindlichkeit von Borrelien gegen verschiedene Wirkstoffe nachsehen und wird finden, dass Fluconazol gegen viele Pilzerkrankungen wirksam ist, aber eben nicht gegen Borrelien.

Fazit:
Es ist einfach unglaublich, was sich Menschen antun lassen. Wir Vertreter der wissenschaftlichen Medizin müssen uns oft geradezu einem Kreuzverhör unterziehen und uns Löcher in den Bauch fragen lassen, ob unsere Aussagen auch wirklich abgesichert sind. Dann dreht sich der Patient um und lässt sich Behandlungen angedeihen, ohne ähnlich bohrende Fragen zu stellen. Wenn Ihnen jemand solche Pseudotherapien empfiehlt, fragen Sie doch einfach, wo und wann kontrollierte wissenschaftliche Studien zu diesen angeblichen Therapien gemacht wurden und wo diese publiziert wurden.